In meinem Atelier erlebe ich einen wunderschönen, tiefroten Frühlingssonnenuntergang, höre dazu die Nachrichten und bin in Gedanken plötzlich im Nahostkrieg. Die Wahrnehmung wandelt sich; die langsam aufsteigenden roten, reflektierenden Flächen auf meiner Atelierwand werden zu blutigen Zeichen, und so schön sie sein mögen, erhalten sie etwas Bedrohliches in diesem Zusammenhang. Sich über der Seewiese bewegende, im Abendlicht schillernde Mückenschwärme — ein Bild von Freiheit und Ruhe — werden, projiziert auf einen doppelt fallenden Tüllstoff, zum Sinnbild eines sich im Netz windenden, gefangenen Volkes.
Die Installation besteht aus 10 doppelt fallenden Tüllvorhängen, die im Abstand von ca. 90 cm hintereinander im 14 Meter langen, kellerartigen Raum espace libre hangen. Von der einen Seite wird das Video der roten Fensterreflexion im Zeitraffer, von der andern Seite der Mückenschwarm so auf den Tüll projiziert, daß die beiden Projektionen sich decken. Auf jeder Seite ist die zugehörige Projektion vorherrschend. Die beiden Bildflächen werden auf den Vorhängen zur Mitte des Raumes hin immer unschärfer, mischen sich aber farblich immer mehr ineinander.
Im Raum ertönt eine sich wiederholende Toncollage aus deutschen und französischen Radionachrichten zum Nahostkonflikt und Geräuschen, die in meinem Atelier aufgenommen wurden. Die Toncollage ist nach einem Plan zusammen geschnitten, für dessen Realisierung ich die Strassen Karte von Palästina vermessen habe.